Direkt zum Inhalt
Anne bei der Arbeit: Der Bürotisch ist übersät mit Dutzenden, verschieden farbiger Kabel.

„Live einen Binärcode sehen, ist einfach umwerfend“ – Ingenieurin bei Sonova

Super spannend: Anne Ziegler ist Software Ingenieurin am Hauptsitz von Sonova im Schweizerischen Stäfa. Dort arbeitet sie in der Forschungsabteilung an der Entwicklung neuer innovativer Hörlösungen.  

In Anne Zieglers Familie hören alle gut. Und auch in ihrem Freundeskreis gibt es niemanden mit Hörproblemen. „Tatsächlich hatte ich, bevor ich bei Sonova anfing, noch niemals in meinem Leben Kontakt zu Menschen mit Hörminderung.“ Gereizt an dem Job hat die 32-Jährige die technische Herausforderung. „Ich komme aus der Forschung und kann hier wissenschaftliche Erkenntnisse zur Produktreife führen. Ausserdem spielt bei Hörgeräten die Bio-Kompatibilität und die Mensch-Maschine-Interaktion eine grosse Rolle. Das ist sehr spannend.“ 

Sobald es ums Thema Technik geht, wird Anne enthusiastisch. Sie ist Ingenieurin. Durch und durch. Seit 2018 arbeitet die zweifache Mutter in der Forschungsabteilung im Bereich Hearing Instruments Software als Embedded Software Engineer. Sie kümmert sich um die „firmware“, also die Software des Hörgerätes und ihre Einbindung ins Gerät.  

Dass andere Menschen kaum verstehen, an was sie arbeitet, ist Anne gewöhnt und hat sofort eine Erklärung parat: „Es gibt im Hörgerät eine spezielle Software: Diese ist stark an die elektronischen Bauteile angebunden und kann auch nicht mehr verändert werden. Da Hardware und Software fest verbunden sind, wird es als „embedded“ System bezeichnet. Nur der Hörakustiker kann im Nachhinein noch kundenspezifische Eigenschaften ändern.“ Genau diese Software aktiviert Sensoren und Mikrosysteme. Andere technische Errungenschaften, mit denen sich Anne bestens auskennt. „Man muss sich das so vorstellen: Wenn das Hörgerät eingeschaltet wird oder wenn man von leiser in eine laute Umgebung wechselt, dann laufen im Hintergrund Steuerprogramme ab“, übersetzt sie geduldig die komplexe Materie in einfache und verständliche Worte.  

Studiert hat die gebürtige Deutsche aus Thüringen Mikrosystemtechnik, eine Mischung aus Maschinenbau und Elektrotechnik mit Fokus auf Sensorik. „Ich hatte erst mit Chemie angefangen, aber alles jenseits von Mathematik und Physik hat mich kaum interessiert. Ich bin dann aus Neugier in eine Probevorlesung über Mikrosysteme gegangen und war begeistert. Dass ich die Studienrichtung gewechselt habe, war die beste Entscheidung meines Lebens.“ Beim Masterabschluss in Freiburg ist sie die einzige weibliche Absolventin ihres Jahrgangs. „Ich habe erst im Studium gemerkt, dass man als Frau im Ingenieursstudium ein Exot ist. Mir war das vorher gar nicht klar.“ 

Anne ist im Südharz aufgewachsen. Schon in der Schule war sie gut in Mathematik und kann bis heute die Reaktionen Anderer auf ihre Berufswahl kaum nachvollziehen. „Alle sagen immer: Was? Das ist doch so ein schweres Studium! Aber das finde ich gar nicht. Es ist einfach etwas, das ich wirklich gut kann.“ Nach dem Master-Abschluss in Deutschland folgen berufliche Stationen in Singapur, Schweden und in den USA. Im Anschluss kommt sie nach Zürich, um im Bereich der Halbleiterphysik an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) zu forschen.

In meiner Abteilung tragen die meisten heute Hörgeräte, auch wenn sie perfekt hören können. Viele nutzen die Geräte beim Radfahren, um Musik zu hören, weil Hörgeräte viel besser als Kopfhörer Windgeräusche eliminieren können. 

 

Während ihres Doktorats in der Schweiz wird Sonova auf die junge Frau aufmerksam und lädt sie zu einem Vorstellungsgespräch ein. „Ich fand das Unternehmen sofort sympathisch und die technischen Themen herausfordernd.“ Gerade jetzt, wo alles so klein gebaut werden kann, sind nach Annes Meinung in den kommenden Jahren grosse Fortschritte möglich. „Wir stehen gerade erst am Anfang. In der Zukunft wird sich die Entwicklung noch weiter beschleunigen.“ Die Ingenieurin schätzt Sonovas Fähigkeit zur Innovation und die kontinuierliche Weiterentwicklung der Hörlösungen: „Es kommen immer wieder neue Technologieplattformen für Produkte auf den Markt.“ 

Sie glaubt auch, dass sich die gesellschaftliche Einstellung zum Hörgerät durch die voranschreitende Digitalisierung ändern wird. „In meiner Abteilung tragen die meisten heute Hörgeräte, auch wenn sie perfekt hören können. Viele nutzen die Geräte beim Radfahren, um Musik zu hören, weil Hörgeräte viel besser als Kopfhörer Windgeräusche eliminieren können. Auch ich trage sie privat, um ein Gefühl für ihre Funktionalität zu entwickeln. Ich finde, dass sie besser aussehen als kabellose Kopfhörer, die heute viele im Ohr haben.“

Annes Einstellung zum Thema Hören hat sich seit ihrer Anstellung bei Sonova stark verändert. „Mir wurden hier die Augen geöffnet. Wenn ich Videos ansehe, in denen kleine Kinder dank Hörgerät zum ersten Mal ihre Eltern verstehen, finde ich das sehr bewegend. Hörgeräte verbessern nachhaltig das Leben von Menschen mit Hörverlust. Aber es muss ein neues Bewusstsein geschaffen werden, um Tabus langfristig abzubauen. Das Tragen eines Hörgeräts sollte für alle genauso selbstverständlich sein, wie das Tragen einer Brille.“  

Ihre schönste Joberfahrung in den letzten Monaten war eine technische Beobachtung: „Ich bin ein Technikfan und als ich live einen Binärcode gesehen habe, war das einfach umwerfend: Ich hatte tagelang versucht, die korrekten Daten von einem Sensor ins Hörgerät zu übertragen und dann konnte ich es endlich mit dem Oszilloskop bestätigen.“ Das blau-graue Gerät steht neben dem Computer auf Annes Bürotisch, der übersät ist mit Dutzenden, verschieden farbiger Kabel. Gleich daneben blickt freundlich ein selbstgebastelter kleiner Roboter aus seinen roten Glubschaugen. Er ist das Geschenk eines Mitarbeiters an Annes Kinder. „Meine Kleinen waren total begeistert.“ Ihre Aufgabe als Mutter kann Anne sehr gut mit der Arbeit bei Sonova vereinbaren. Als familienfreundliches Unternehmen fördert Sonova die Vereinbarkeit von Karriere und Familie. Anne nutzt die flexiblen Arbeitszeiten und die Möglichkeit, auch von zuhause aus arbeiten zu können.

Wenn man – wie ich – aus der Forschung kommt, ist man es gewohnt, Kollegen verschiedener Nationalitäten zu haben. Das bereichert und hier am Standort kommen noch die Schweizer Wurzeln dazu. Das empfinde ich als eine sehr charmante Mischung.

 

„Die Stimmung unter den Mitarbeitenden ist gut und entspannt.“ Auch das internationale Flair an ihrem Arbeitsplatz gefällt der jungen Frau sehr. „Wenn man – wie ich – aus der Forschung kommt, ist man es gewohnt, Kollegen verschiedener Nationalitäten zu haben. Das bereichert und hier am Standort kommen noch die Schweizer Wurzeln dazu. Das empfinde ich als eine sehr charmante Mischung.“ Das umfangreiche Sportangebot entspricht ebenfalls ganz den Vorstellungen der ehemaligen Leichtathletin. In der Mittagspause geht Anne zusammen mit ihrer Laufgruppe joggen. Sonova fördert die vielfältigen sportlichen Aktivitäten am Standort. Sie sind Teil der „Body & Mind Initiative“ mit der das Unternehmen auf eine nachhaltige Gesundheitsprävention setzt.  Besonders schätzt Anne die offene Unternehmenskultur: „Es herrscht eine gute soziale Atmosphäre.“ Nach einem weiteren spannenden Tag, schaltet Anne ihren Computer aus und fährt nach Hause zu ihrer Familie. Am nächsten Morgen ist sie dann wieder zurück bei ihren Sensoren, Mikrosystemen und den Softwareprogrammen, die für die meisten Menschen ein Buch mit sieben Siegeln sind.