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Christiane Schubert

Hörgeräte für Kinder in jedem Alter

Phonak entwickelt seit 70 Jahren Hörlösungen und hat zahlreiche innovative und leicht bedienbare Produkte im Portfolio, welche speziell auf die Hörbedürfnisse von Kindern ausgerichtet sind. Phonak Pädakustik-Expertin Christiane Schubert berichtet, wie die Lebensqualität von Kindern mit Hörverlust durch Hörgeräte verbessert wird.

Die Sonova Marke Phonak entwickelt seit 70 Jahren Hörlösungen und hat jahrzehntelange Erfahrung in der Pädakustik. War das für Sie ein Argument zu sagen: Hier möchte ich arbeiten!

Auf jeden Fall. Es macht mich glücklich, wenn ich das Feedback von Eltern und Pädakustikern bekomme, dass ein Kind sprechen lernt oder in der Schule plötzlich gute Leistungen zeigt, weil es dank unserer Produkte wieder hören kann. Die kindgerechten Hörlösungen sind im Laufe der Zeit immer weiter verbessert worden und werden stetig weiterentwickelt. Das zeigen die grossartigen Resultate bei den Kindern, denen ein Hörgerät im Alltag viel Sicherheit bietet.

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Was muss ein Kinderhörgerät leisten?

Es muss robust sein, am besten staub- und wasserresistent – denn Kinder springen auch mal mit vollem Elan in eine Pfütze oder in den Sandkasten. Die Batteriefächer brauchen eine Kindersicherung. Und der Winkel, über den der Schall über die Otoplastik ins Ohr gelangt, muss fest auf dem Gerät sitzen, er ist bei Kindern mit einem Schräubchen zusätzlich gesichert.

Stimmt das Klischee denn: Mädchen wählen rosa, Jungs blau?

Die bestverkauften Farben sind tatsächlich blau, rosa oder auch lila. Bei den Mädchen sehe ich eher lila- oder rosafarbene Geräte, mit Glitzer verziert oder mit Aufklebern. Jungs wählen oft Totenkopf-Aufkleber oder das Logo des Lieblings-Fussballclubs. Manche denken auch schon bei der Farbwahl der Geräte an den Club und nehmen etwa für Bayern München ein blaues und ein rotes Hörgerät.

Wie wichtig ist es, dass ein Kind von Anfang an hören kann?

Das Kind muss so früh wie möglich „akustisch gefordert“ werden, damit die notwendigen Nervenverbindungen im Hörorgan angelegt werden. Das passiert besonders in den ersten Lebensjahren. Deshalb werden seit 2009 in Deutschland alle Kinder im Rahmen der ersten Kinderuntersuchung bundesweit gescreent. Vor dem ersten Lebensjahr muss für ein Kind mit Hörminderung der optimale Versorgungsweg mit Hörgerät oder Cochlea-Implantat gefunden sein!

Wie früh ist das denn möglich?

Unsere Pädakustiker berichten von Kindern, die gerade einmal zwischen vier und acht Wochen alt sind. Die Eltern bringen ihre Kinder glücklicherweise immer früher nach dem Neugeborenen-Screening zum Pädakustiker, um sie versorgen zu lassen. Um optimal in die Sprachentwicklung zu kommen , ist die Zeit vor dem 3. Lebensjahr besonders wichtig.

Kinder hören anders als Erwachsene. Was bedeutet das für ein Hörgerät?

Bei lauten Hintergrundgeräuschen haben Kinder mehr Probleme, sich zu konzentrieren als Erwachsene. Deshalb sind die Phonak Geräte so programmiert, dass sie sich an die Situation anpassen können, etwa in der Schule: Ein Lehrer muss trotz Geräuschkulisse sehr gut zu hören sein. Weiter verbessert werden kann die Lernsituation durch Funkanlagen wie Roger, welche die Stimme des Lehrers durch ein Mikrofon abgreifen und digital an die Empfänger der Kinder senden. Störlärm wird nicht mit aufgenommen und die Kinder haben das Nutzsignal direkt am Ohr. Sie können so dem Unterricht besser folgen.

Ab welcher Hörminderung ist ein solches Funksystem ratsam?

Funksysteme können auch Kindern mit leichten Hörminderungen helfen: Ich erinnere mich an ein Mädchen aus der Nähe von Bayreuth, das oft müde und schnell gereizt war. Der betreuende Akustiker stellte eine Funkanlage zur Verfügung, auf eigene Initiative. Und siehe da: Die Noten in der Schule wurden besser, das Mädchen konnte sich besser integrieren und war entspannter als vorher. Durch die Berichte von Lehrern und Eltern konnte dann auch die Krankenkasse überzeugt werden, in diesem Grenzfall eine komplette Funkanlage mit mehreren Sendern zu übernehmen.

Auch für Normalhörende kann es schwer sein, in einem lauten Klassenzimmer dem Lehrer zu folgen.

Es gibt auch für normalhörende Kinder Unterstützung, über speziell dafür entwickelte Systeme. Bei Phonak heisst dieses System Dynamic SoundField. Über ein Lautsprechersystem wird die Stimme des Lehrers kugelförmig in den Raum abgestrahlt. Studien haben gezeigt, dass Kinder sich dank solcher Anlagen besser konzentrieren können und aufmerksamer sind. Und der Lehrer muss weniger laut reden. Auch weil der Unterricht in so ausgerüsteten Klassen ruhiger ist.

Wie macht man einem Kind das Hörgerät schmackhaft?

Das ist bei jedem Kind anders – und es hängt auch vom Alter und vom Grad der Hörminderung ab. Ein Kleinkind mit hochgradigem Hörverlust, das weiss ich aus Erfahrung, wird die Hörgeräte schneller annehmen, weil es merkt: Da sind ganz neue Klänge und Töne. Und es hört auch die Stimme der Mama anders, die plötzlich deutlicher und prägnanter ist.

Welche Rolle spielt das Maskottchen Leo, der Phonak Löwe?

Leo trägt Hörgeräte und ist vor allem bei kleinen Kindern sehr beliebt. Die Leo-Bücher werden gerne mitgenommen, sie erklären: Was sind Hörgeräte? Wann sollte man sie tragen? Ich erinnere mich an ein Mädchen, das wollte keine Hörgeräte tragen. Dann hat es Leo gesehen – und sie war motiviert, die Hörgeräte zu nutzen.  

Spielerische Methoden helfen also wirklich?

In den USA hat sich eine Mutter, deren Sohn keine Hörgeräte tragen wollte, an die Comic-Firma Marvel gewendet. Denn das Kind war Superman-Fan. Marvel hat daraufhin einen Superhelden entwickelt, der Hörgeräte trägt – und seine Superkräfte über die Hörgeräte bekommt. Solche Massnahmen helfen, dass die Akzeptanz bei Kindern steigt.

Wie wichtig ist für die Phonak-Kinderabteilung der direkte Kontakt zu den Hörakustikern?

Sehr wichtig! Wir möchten ja immer wissen: Wie kommen die Produkte an? Was können wir verbessern? Was braucht es noch, was noch nicht da ist? Dafür brauchen wir den Austausch und arbeiten mit unseren Pädakustikern eng zusammen.

Wenn Sie selbst ein Kind mit Hörverlust hätten: Wie würden Sie vorgehen?

Ich würde meinem Kind so früh wie möglich ein Hörgerät anpassen lassen. Und darauf achten, dass es das Gerät auch wirklich trägt. Ich würde versuchen, selbst die Ratschläge zu befolgen, die ich anderen Müttern gebe: Langsam sprechen und dem Kind ermöglichen, das Mundbild zusätzlich zu sehen. Wenn es mich nicht gleich versteht, muss ich das Gesagte anders formulieren. Und ich würde mit ihm zum Training beim Logopäden gehen