„Tanzen macht glücklich, und das möchte ich weitergeben“

Es ist ein regnerischer Nachmittag in Shanghai im September 2019. In einem Tanzraum sitzen Mädchen mit ausgestreckten Beinen und kerzengradem Rücken auf dem Boden. An der hinteren Wand sind grosse Spiegel angebracht. Tianjiao Zhang, die den Spitznamen «Jiaojiao» trägt, korrigiert sanft ihre Haltung: „Schultern weiter nach hinten, und die Fussspitzen nach vorne schieben.“ Dann stehen die kleinen Teilnehmerinnen auf, heben die Arme über den Kopf, spreizen die Beine oder neigen sich zur Seite. Es sind typische Übungen einer Ballettschule. Doch dieser Kurs in der Shanghaier Innenstadt ist etwas Besonderes. Jiaojiao ist eine erfolgreiche junge Tänzerin – obwohl sie seit ihrer Geburt hochgradigen Hörverlust hat. Der Kurs ist der Beginn einer Reihe von Tanzworkshops, die Jiaojiao seitdem durchführt.

Die junge Frau aus Harbin im hohen Norden Chinas hatte schon als Kind gewusst, dass für sie als Beruf nur Tänzerin in Frage kam – trotz ihres hochgradigen Hörverlusts. Ihre Mutter Wei Liu unterstützte sie dabei: Sobald es möglich war, hatte Liu ihrer Tochter das erste Hörgerät anpassen lassen. Die kleine Jiaojiao lernte hören, sprechen und tanzen zugleich. 

Schon als Teenager gewann sie Preise bei nationalen und internationalen Wettbewerben. Jiaojiao studierte Tanz auf einer renommierten Akademie in Peking und tritt heute als freiberufliche Tänzerin mit verschiedenen Ensembles auf. 

Sie trägt Phonak Naída™ Hörgeräte und kann sich gut verständigen. Auch Musik kann die 23-Jährige mit Hilfe ihrer Hörgeräte verstehen und geniessen. Die junge Tänzerin trägt sie nach ihren eigenen Worten immer in ihrem Herzen. „Wir verstehen Jiaojiao genauso gut, wie andere Lehrerinnen auch“, sagt die neunjährige Xiaobei Li, die Tanzen liebt und an ihrer Schule auch Theater spielt. Eine weitere Teilnehmerin des Workshops ist die siebenjährige Yanyan Cao. Ihre Mutter Jianmei Lu erfuhr über eine Chatgruppe für Eltern von Kindern mit Hörminderung vom «Tianjiao Dance Studio» und meldete sie sofort an. Yanyan hat eine Menge Energie und wirbelt nach dem Unterricht noch durch den Raum. Sie trägt wie Jiaojiao Hörgeräte der Sonova Marke Phonak. Die Hörgeräte ermöglichen Yanyan, in eine normale Schule in der Nachbarschaft zu gehen.

Der Unterricht macht allen Mädchen Spass, weil Jiaojiao gelegentliche pädagogische Strenge mit ihrer fröhlichen Art verbindet und viel lacht. Nach den anstrengenden Dehnübungen wird kurz herumgealbert und alle schneiden Grimassen. Danach sollen die Mädchen zeigen, wie hoch sie springen können. Jede Teilnehmerin gibt dabei ihr Bestes und strengt sich an. Jiaojiao ist mit den Leistungen sehr zufrieden und erklärt, welche Zielsetzung den Kursen zugrunde liegt: „Tanzen macht glücklich, und das möchte ich weitergeben“. Es war schon immer ihr Traum, Kindern mit und ohne Hörminderung zusammen die Freude am Tanzen zu vermitteln und ihnen zu zeigen, was man trotz Hörverlust alles erreichen kann. Bei der Umsetzung dieses Traums hilft Sonova, das die Workshops seit 2019 finanziell unterstützt.