«Wo ist Glo?”, fragt Charles Owens, der in schwarzem Anzug, weissem Hemd, roter Krawatte und passendem Filzhut im Dezember 2019 durch den Hintereingang ins Lighthouse Café kommt. In der einen Hand trägt er den Saxofon-Kasten, in der anderen einen Strauss Rosen. Die Blumen sind für Gloria Cadena. Sie ist über neunzig Jahre alt und entscheidet, welche Jazz-Bands im Club spielen dürfen.
Es ist Zeit, die Türen für den Jazz-Brunch zu öffnen. Seit 1949 ist der eine Wochenend-Tradition im Club ein paar Kilometer südlich von Los Angeles, der durch den Film ‘La La Land’ weltweit berühmt geworden ist. Charles bespricht mit seiner Band die Bebop-Klassiker, die er an diesem Vormittag spielen will. «Wichtig ist beim Jazz, dass man mit Enthusiasmus spielt», sagt er und schaut zufrieden in den vollen Raum. Er kann es kaum erwarten, auf die Bühne zu gehen, sein Tenor-Saxofon an die Lippen zu führen und das Publikum zu unterhalten. Charles und das Saxofon – das war Liebe auf den ersten Blick.
Es ist 1949 und Charles ist zehn Jahre alt, als er mit seinen Eltern von San Diego nach Oklahoma fährt, um die Familie seines Vaters zu besuchen. «Die waren alle musikalisch», erzählt er. Im Wohnzimmer findet Charles alle möglichen Instrumente: Gitarre, Klavier, Schlagzeug, Trompete, Posaune und ein versilbertes Altsaxofon. Er probiert sie alle aus, aber das Saxofon hat es ihm besonders angetan. «Als wir wieder zu Hause waren, habe ich meine Mutter gefragt, ob ich es haben könnte», erzählt Charles. «Sie hat es Onkel Henry abgekauft und nach Kalifornien bringen lassen.” Als die Eltern sehen, mit welcher Begeisterung ihr Sohn das Instrument beherrschen will, melden sie ihn zum Unterricht an.
In der High School gründet Charles mit Freunden eine Band. An Wochenenden spielen sie auf Partys. Mit dem verdienten Geld kauft er Noten, Bücher und Schuhe. Sein Traum: Das Saxofon so zu beherrschen wie die ganz grossen Jazzmusiker. Als ihn ein Lehrer kurz vor dem Schulabschluss fragt, was er studieren will, kommt ihm nur eins in den Sinn: Musik.
Das tut Charles dann auch. Im College spielt er in der Blaskapelle. Nebenher verdient er Geld in einem Fast-Food-Restaurant. «Meine Burger waren gut, aber ich wusste: das ist nicht mein Leben», erinnert er sich. Charles meldet sich zum Militär und wird Mitglied der ‘Air Force Band’, geht von dort nach Boston zum Berklee College of Music, um Jazz zu studieren. Dort wechselt er vom Alt- zum Tenorsaxofon; ausserdem studiert er Klavier, Posaune, Flöte und Klarinette. In Boston beginnt seine Karriere als einer der facettenreichsten Jazzmusiker, die es wahrscheinlich je gegeben hat. Seine Vielseitigkeit ermöglicht ihm die Zusammenarbeit mit weltweit führenden Musikern.
1971, kurz nach seinem 32. Geburtstag, kauft er für sich und seine Familie ein Haus in der Westküsten-Metropole. Charles spielt in Jazz-Clubs. Seine Frau unterstützt ihn. Trotzdem hat er ein schlechtes Gewissen, weil er nicht mehr Geld verdient. Ständig drängt ihn seine Mutter, einen Nebenjob zu suchen, statt stundenlang an seiner Technik zu feilen. «Lass sie reden», sagt ihm schliesslich Duke Ellington, als er mit dessen Orchester tourt. «Jazz ist deine Berufung. Du musst üben!”
Disziplin und Geduld zahlen sich aus. Bald ist Charles auch ein gefragter Studio-Musiker. «Es ist ein Segen, wenn du herausfindest, wozu Gott dich auf die Welt gebracht hat», betont er. «Noch besser ist es, wenn du das dein Leben lang machen und damit deine Rechnungen bezahlen kannst.”
2015 kommt ein Anruf aus Hollywood. «Sie haben gesagt, da wird ein Film gemacht im Lighthouse Café, komm runter und bring dein Saxofon mit.” Charles und seine Band spielen zu diesem Zeitpunkt seit über zwanzig Jahren regelmässig in dem Club. Der Film, für den er hinter Ryan Gosling, Emma Stone und John Legend auf der Bühne stehen wird, heisst ‘La La Land’. Charles freut sich, dass durch den Film Jazz ein neues Publikum erreicht und Neugierige ins Lighthouse Café gelockt werden.
Vor der Premiere im Dezember 2016 spielten Charles und seine Band zum Brunch manchmal nur vor einer Handvoll von Stammgästen. Danach drängen sich jedes Wochenende Fans in einer Schlange rund um den ganzen Block, Stunden bevor die Tür aufgeht. Auch an diesem Samstagvormittag sind alle Tische voll.
«Bin ich froh, dass ihr alle da seid», begrüsst Charles deshalb die Gäste. «Es ist deprimierend, ohne Publikum zu spielen. Es reicht, wenn ich das jeden Tag zu Hause machen muss!” Bevor die Lacher abgeebbt sind, schweben die ersten warmen Saxofon-Klänge durch den Raum. Touristen schauen hoch von ihren Smartphones und wippen ihre Füsse im Takt.
Nach dem ersten Set stellt Charles seine Bandmitglieder vor, dann zeigt er auf das Team von Sonova, das mit Kameras und Scheinwerfern neben der Bühne steht und einen Kurzfilm über ihn produziert. «Ihr seht, dass hier heute gefilmt wird», sagt er. «Das ist kein zweites ‘La La Land’. Sie filmen mich, weil ich ein Hörgerät habe.” Er macht eine kurze Pause, will sicher gehen, dass ihm alle zuhören. «Was viele von euch nicht wissen: Ich bin halb taub. Nicht gerade optimal für einen Musiker!”
Seinen Hörverlust hat Charles nicht auf der Bühne, sondern zu Hause bemerkt. Seine Familie beschwerte sich immer öfter, dass er den Fernseher zu laut einstelle. Drehten sie die Lautstärke hinunter, verstand er nichts mehr. Auch das Unterhalten fiel ihm immer schwerer. «Ich hatte mich daran gewöhnt, immer nachzufragen, was jemand gesagt hat, immer zu bitten, dass sie es wiederholen», erinnert sich Charles. Er meint, die Ohren hätten darunter gelitten, dass er so gerne direkt neben dem Schlagzeug steht. «Die Trommeln konnten noch nie laut genug sein für mich.” Lange war er zu eitel, um sich ein Hörgerät zuzulegen, genierte sich, den Hörverlust zuzugeben. Als es keinen Spass mehr machte, mit der Familie vor dem Fernseher zu sitzen, und es auch immer schwieriger wurde, mit ihnen zu kommunizieren, legte er sich dann doch das erste Hörgerät zu. Es war viel besser als ohne Hilfe, aber es gab einige Probleme, zum Beispiel beim Telefonieren. «Da war alles verzerrt und rauschte.”
Ganz anders geht es ihm mit seinen Phonak Hörgeräten. «Es ist, als hätte ich neue Ohren! Als wäre ich vorher unter Wasser gewesen und endlich aufgetaucht», schwärmt Charles. «Das sind wirklich erstklassige Hörgeräte.” Klingelt sein Telefon, muss er nun nur einen Knopf am Gerät drücken, ist direkt verbunden und hört die Stimme am anderen Ende klar und deutlich. «Ich höre jetzt auch wieder den Regen auf dem Dach, die Vögel zwitschern und den Pastor in der Kirche.” Früher musste er sich anstrengen, um mit seinen Bandmitgliedern Song-Arrangements zu besprechen, um zu verstehen, was ein Taxifahrer sagt oder was Fans von ihm wissen wollten. Jetzt fällt ihm das alles wieder leicht. Es macht ihm auch viel mehr Spass, dem neun Jahre alten Enkel zuzuhören, wenn der mit ihm Saxofon übt. «Das ist unbezahlbar, und es gibt keinen Ton, den ich nicht hören möchte. Jetzt höre ich endlich wieder alle.”
Die Geräte machen ihm auch seine Arbeit mit Studierenden an der University of California, Los Angeles (UCLA) leichter. Dort unterrichtet er einmal in der Woche Saxofon, ein Job, der ihm grösste Befriedigung gibt. «Ich möchte weitergeben, was ich gelernt habe», erklärt Charles. «Und mehr als jemals zuvor möchte ich, dass Jazz so viele Menschen wie möglich erreicht, damit sie beim Hören für einen Moment ihre Sorgen vergessen können.”
2010 hat Charles ein Album mit Eigenkompositionen und Coverversionen bekannter Songs herausgegeben. Der Titel lautet ‘Joy’ – Freude, ein Synonym für seine Einstellung zum Leben und zum Jazz. «Ich werde Musik spielen, bis die letzten Batterien an meinem Hörgerät alle sind», sagt er, lacht, und nimmt das Saxofon wieder hoch. Zeit, sein Publikum zu unterhalten und Freude zu verbreiten.
Im Dezember 2020 bekommt Charles dann die Hörgeräte Phonak Audéo™ Paradise angepasst. Die multifunktionalen Geräte bieten eine verbesserte Hörleistung und besseres Sprachverstehen1 sowie branchenführende drahtlose Konnektivität. Charles probiert sie für sich zum ersten Mal aus und kommt dafür in das audiologische Fachgeschäft der Sonova Marke Connect Hearing. Der Jazzmusiker und der Hörakustiker müssen diesmal Masken tragen. Auch in Los Angeles breitet sich das Corona-Virus aus, deshalb werden die Sicherheitsvorschriften bei der Anpassung genau eingehalten.
«Ich fühle mich bei dieser Anprobe wie ein Künstler», sagt Ivan Wu, Senior Regional Director bei Connect Hearing. Er müsse in den Ohren seines Klienten die Klänge der Welt so vielfältig wie möglich abbilden und die Wünsche des Musikers in Befehle ans Computerprogramm übersetzen.
Charles ist gespannt. «Das ist, als hättest du einen Wagen mit höchstem Standard und rüstest zum neusten Modell auf. Ein paar Kleinigkeiten sind immer besser.” Bei Phonak Paradise ist das unter anderem ein Bewegungssensor. Der passt die Geräte zum Beispiel automatisch an, wenn Charles still sitzt, Saxofon spielt oder mit seiner Frau spazieren geht. «Bei vielen unserer Kunden müssen wir zwei oder drei Einstellungen programmieren, erklärt Ivan Wu. «Bei Charles haben wir eine ganze Palette an möglichen Stimmen und Hintergrundgeräuschen.”
Einen kleinen Unterschied hört Charles sofort: «Die Stimmen sind noch klarer, und das trotz Masken!” Der wichtigste Test komme aber erst, wenn er wieder in einem Club vor Publikum spielen könne. Aber Charles ist zuversichtlich, dass dies bald wieder der Fall sein wird. Er kann es kaum erwarten.